Das Gelbe vom Ei…

06. April 2025 | 0 Kommentare

Die meisten Menschen assoziieren mit Gelb Heiterkeit, Helligkeit- Gelb hat häufig einfach eine positive Konnotation! Die Farbe lässt andere Farben strahlen, kann allerdings in zu großer Menge recht dominant wirken. Vermengt man Gelb mit Rot, entsteht ein warmes, einladendes Orange, gemischt mit einem Hauch von kühlem Blau entsteht wiederum ein Citrin, dass schnell giftig und eitrig wirken kann!

Die Farbe Gelb ist ein Kommunikator, ist die sichtbarste aller Farben…

Gelb wirkt bewegend, regt das Denken und die Kreativität an- kann auf der anderen Seite dadurch auch Ängste auslösen, da übermäßig analytisches und pessimistisches Denkverhalten stimuliert werden kann.

#YellowDay

2005 wurde der 20.Juni als der glücklichste Tag des Jahres gewählt.

Ohne näher auf die fehlende wissenschaftliche Komponente einzugehen oder die vielen fehlendenden individuellen Einflussfaktoren diskutieren zu wollen und um weiterhin Ressourcen orientiert und positiv zu bleiben: Es gibt gute Gründe, warum viele Menschen diese Jahreszeit besonders schätzen:

  • Lichttherapie: In diesem Monat verzeichnen wir die längsten Tage des Jahres, sammeln also ein Mehr an Sonnenstrahlen, was nachweislich für ein optimistischeres Denken und eine heitere Stimmung sorgt

  • Natur: Diese verlängerten Tage führen ebenfalls dazu, dass wir uns vermehrt in der Natur aufhalten, eine wichtige Ressource bezüglich regenerativer Prozesse und somit ein weiterer Faktor fürs Gemüt

  • Freundschaften | Familie: Wenn wir uns draußen aufhalten, dann meistens in Gesellschaft lieb gewonnener Menschen, eine soziale Komponente, die unser Wohlbefinden enorm steigert

  • Urlaubsstimmung: In unserer nördlichen Hemisphäre steht nun auch der Sommerurlaub vor der Tür- eine langersehnte Auszeit, die häufig für einen Tapetenwechsel genutzt wird. Ganz nach dem Motto: «Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erleben…« (M.Claudius, 1740-1815) wechseln wir in dieser Zeit oft unsere vertrauten vier Wände und erweitern unseren Horizont, indem wir andere Länder bereisen, neue Kulturen, Menschen und Gepflogenheiten kennenlernen, was animierend und stimulierend sein kann, die Sinne schärft und einen Beitrag zur Zufriedenheit leisten kann (und sollte der Urlaub mal nicht den Erwartungen entsprochen haben, dann kann man sich immer noch sagen: Zuhause isses doch immer noch am schönsten!)

  • Kindheitserinnerungen: Hier schliesst sich der Kreis… Unsere schönsten Kindheitserinnerungen sind häufig mit Urlaub, den Sommerferien und schulfrei verbunden! Diese positiven Erinnerungen und die damit verbundenen guten Gefühle werden uns in dieser Zeit (ich vermute neben Weihnachten) am häufigsten ins Gedächtnis gerufen und sorgen bewusst und unbewusst für bessere Laune!

Das Gelb in der Kunst

Antizyklisch betrachtet hat das Gelb insbesondere in der Popkultur Einzug gehalten: Die Dominanz der Farbe haben sich viele Künstler und Fernsehschaffende zu Nutze gemacht, vorrangig um Aufsehen zu erregen:

Von Pac-Man über Millionen Lego-Männchen (und Lego-Frauchen), Biene Maja (und Willi!) über die Simpsons bis hin zu den Smileys (noch aktueller: Emojis) oder den Minions: Sie alle haben unsere Aufmerksamkeit in unseren verschiedenen Lebensphasen gesteigert und unsere Bildschirmzeit um einiges verlängert!

Andy Warhol schuf eine ganze Reihe von auffälligen Motiven, darunter eins der wohl bekanntesten Früchtchen der Kunstgeschichte weltweit…!

Ein weiterer Künstler, der das Gelb zum Hauptakteur in seinen Bildern macht, ist Mark Rothko (1903-1970):

Der Begründer der ‚Farbfeldmalerei‘ hat häufig den Farbton Gelb genutzt, um mit anderen Farben in Dialog zu treten, um Kontraste zu verdeutlichen, um andere Farben wahlweise in den Vordergrund- oder Hintergrund zu setzen, sein Hauptanliegen ist die Kommunikation der Farben untereinander…

Doch bereits weitaus früher beschäftigten sich Maler mit der Farbe Gelb- erneut taucht der Name Vincent Van Gogh (1853-1890) auf:

Das Malen mit erst 32 Jahren beginnend, verlor Van Gogh keine Zeit und kreierte bis zu drei Bilder pro Tag. Eines seiner berühmtesten Motive hat er ganze sieben Mal in Szene und ebenfalls in ein und dieselbe Vase gesetzt: Die Sonnenblumen!

Sie entstanden in Arles-Südfrankreich, da er sich in dessen dortiges Licht verliebt hatte. Dies versuchte er auf die Gemälde zu transportieren, indem er sich ein ganz neu entdecktes Pigment zu Nutze machte: Das Blei(II)-chromat oder auch Pariser Gelb und Königsgelb genannt. Es verlieh den Sonnenblumen ihr unverkennbares, strahlendes Leuchten. Leider wird dieses mit der Zeit immer bräunlicher, wodurch die Bilder an Leuchtkraft verloren haben. Hierfür, so fand man heraus, ist das einwirkende UV-Licht verantwortlich- Licht inspiriert demnach nicht nur- es kann auch auf eifersüchtige Weise zerstören…

Gelb in der Psychologie

Ich möchte mich an dieser Stelle mit eine der 7 Todsünden beschäftigen- dem Neid.

Wer kennt ihn nicht, den Ausspruch: Gelb vor Neid sein- aber was hat es damit eigentlich auf sich?

Zunächst ganz medizinisch betrachtet: Die Emotion Neid löst starke körperliche Empfindungen aus, die einen Gallenstau hervorrufen können, der die neidende Person dann gelb färbt.

Bereits im Mittelalter mussten sich Sünder und vermeintliche Hexen in gelbe Gewänder hüllen, wütete die Pest in einer Stadt, wurden die Stadtmauern gelb gekennzeichnet.

Die unliebsame Emotion hat bis heute einen eher schlechten Ruf. Neid kann sich auf Objekte, aber auch Talente, Güter oder Äußerlichkeiten beziehen. Missgunst und Scham stehen eng in Verbindung mit dem Gefühl Neid.

Philosophie-Professor Karl-Heinz Nusser erklärt, dass die Begierde im Bereich des Erreichbaren für den Neider zu liegen scheinen muss. Wichtig scheint auch, dass  der Mensch Neidgefühle nur in Bereichen entwickelt, die für ihn persönlich relevant sind. Die moderne Psychologie ermahnt jedoch zur Differenzierung: Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth erklärt: »…dass Gefühle keinen moralischen Kategorien unterworfen werden sollten, da sie zunächst nur etwas über die eigene Wahrnehmung des Selbst und der anderen verraten«. Es gilt aber zu beachten: »… unsere Handlungen unterliegen unserem Bewusstsein und damit unserer Kontrolle. Insofern müssen die Handlungen, die durch Gefühle hervorgerufen werden, ethischen Prinzipien entsprechen« (ebd.).

Neuere Erkenntnisse besagen auch, dass Neid ein wichtiger Stimulus für Fokus- und Zielsetzung ist. Er kann also ebenfalls den Veränderungsdrang erhöhen und im weiteren Verlauf zu mehr Zufriedenheit führen.

Der US-amerikanische Philosoph John Rawls unterscheidet zwischen dem allgemeinen Neid und dem besonderen Neid: Der allgemeine Neid lässt sich auf die Grundstruktur der Gesellschaft zurückführen, der besondere Neid hingegen ist der Neid einzelner Individuen. Der allgemeine Neid entspringt einer Ungleichverteilung von Gütern und besitzt daher eine Berechtigung (https://kupferblau.de/2024/04/03/neid-aspekte-eines-gefraessigen-gelben-gefuehls/).

Somit gibt es Neid in verschiedenen Schattierungen von Gelb, es gibt ihn auf individueller und auf kollektiver Ebene. Neid kann berechtigt sein oder auch ein Zeichen der Unzufriedenheit mit sich selbst. Er kann lähmen und Missgunst hervorrufen, er kann aber ebenso Steine ins Rollen bringen (ebd.).

Gelb in der Kunsttherapie

Ganz aktuell läuft in Berlin an der Sigmund Freud PrivatUniversitäts-Ambulanz der erst kürzlich zertifizierte und von den Krankenkassen anerkannte Präventionskurs ‚Autogenes Training mit kreativen Interventionen’…

https://www.sfu-berlin.de/de/ambulanz/praeventionskurse/autogenes-training-mit-hilfe-von-kreativen-interventionen

Einer der Kurstage beschäftigt sich mit der Sonnengeflechts-Übung, auch bekannt als das gelbe Chakra. Neben den Rottönen enthält dieses viel Gelb und wird dem Sonnengeflecht zugeordnet.
Das gelbe Chakra steht für Vitalität und für Lebensenergie und damit für die mentale sowie für die körperliche Stärke. Menschen mit einem stark ausgeprägten gelben Chakra sind vital und fühlen sich bis ins hohe Alter gesund.

Gelbe Düfte (Bsp. Zitrone) unterstreichen innerhalb der Kurseinheit das Erleben des Sonnengeflechts, auch kann im Anschluss an die Durchführung des AT’s mit gelber Wolle oder gelbem Papier geflochten werden, um eine Verknüpfung zur Kreativität/ zum Handwerk herzustellen.

Verknüpfung mit meinem ‚Offenen Atelier‘ von Frauen für Frauen

Schon immer hat das kreative/ freie Schreiben für mich den bildnerischen Ausdruck auf eine ganz besondere Weise komplettiert.

Ob zum Einstieg, zur Vertiefung/ Ergänzung oder als Abschluss: 

Das geschriebene Wort bietet die Möglichkeit, entstehenden oder entstandenen Werken eine zusätzliche Dimension und somit eine komplexere Gestalt zu verleihen. 

Dies kann auf spielerische leichte Art geschehen oder ebenfalls durch ein intensives Eintauchen in die Welt der Wörter.

Da es ein alltägliches, vertrautes Kommunikationsmittel ist, kann es beispielsweise als Intro hilfreich sein, sich über das Wort der bildnerischen Welt anzunähern…

Schreiben verlangt das Schärfen aller Sinne – möchte man etwas tiefgreifend beschreiben, fordert dies die intensive Auseinandersetzung mit dem Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören und Sehen und fördert somit die Achtsamkeit und persönliche Weiterentwicklung. 

Es verleiht dem Leben Struktur und ermöglicht unter anderem, ‚Gedankenkreisen’ zu unterbrechen und im Geschriebenen abzulegen.

Alliterationen, Anagramme, Märchen-Poesie, Biografie-Arbeit, Elfchen oder Haikus sind einige von vielen Umsetzungsmöglichkeiten, sich mittels ‚Freiem Schreiben‘ und ohne Regeln seinen inneren Themen anzunähern. Und etwas nüchterner aber nicht weniger wichtig: 

Wissenschaftlich ist belegt, dass mittels ‚Kreativem Schreiben‘ die Herzfrequenz und somit der Blutdruck gesenkt werden, sich die Muskeln entspannen und eine Minderung des Stressempfindens eintritt!

Gelb macht Schule – Die Geschichte der Reclam-Hefte

Die Themen ‚Farbe‘ und ‚Kreatives Schreiben‘ bildet nun ein kleines, auf den ersten Blick unscheinbares, aber mittlerweile zum Kulturgut aufgestiegenes gelbes Heftchen:

Das Reclam-Heft

Wusstest du, dass es bereits ab 1912 Leseautomaten gab, die Reclam-Hefte zur Selbstbedienung anboten? Für nur 20 Pfennig konnte man sich Klassiker der Weltliteratur ziehen – ein Novum, das Lesen mobil machte. Mitten in Bahnhöfen, Cafés oder Theatern warteten rund 2.000 Automaten auf ihre zukünftigen Leser und Leserinnen. Das markante Gelb der Reclam-Hefte hat sich dabei bis heute ins Gedächtnis eingebrannt. Anton Philipp Reclam machte im 19. Jahrhundert somit Literatur für ALLE zugänglich: preiswert, kompakt und unverkennbar. Ob Goethe, Schiller oder Shakespeare – die Universal-Bibliothek (gelbe Reihe) wurde ein voller Erfolg. Durch modernste Drucktechniken und schlichte Gestaltung konnten die kleinen Bücher schon damals für wenige Silbergroschen erworben werden.

Die Geschichte der Reclam-Hefte hat sogar eine Verbindung nach Berlin, ist doch der Vater von Anton Philipp Reclam, Carl Heinrich Reclam, 1776 in Berlin geboren.

2011 erregten zwei Studenten des Fachs »Kommunikations-Design« an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft mit einer am Reclam-Erscheinungsbild orientierten Semesterarbeit überregionales Aufsehen in der Presse: Gregor Weichbrodt und Grischa Stanjek hatten den kompletten Text des Finales von Heidi Klums Castingshow Germany’s Next Topmodel transkribiert und aus diesem »bürgerlichen Trauerspiel« (FAZ) ein Buch gemacht, das in bewusstem Kontrast zur Oberflächlichkeit des Inhalts in Typographie und Layout an die klassische Reclam-Gestaltung angelehnt ist. 

Auch die Kunstszene macht sich das einprägsame Erscheinungsbild immer wieder zu nutze.
So widmete 1999 das Museum für Gedankenloses den originellsten von Schülern bemalten, bekritzelten, verun- und umgestalteten Umschlägen aus Bänden der Universal-Bibliothek die Ausstellung „Kaba und Liebe“.
Der japanische Dichter Bison beklagte, wie traurig es doch sei, dass jeder Partygast mittlerweile lieber mit dem Smartphone flirtet, statt die Sommerabendstimmung zu geniessen, die er in dem Reclam-Band Haiku folgendermaßen eingefangen hat: 

Als tiefes Schweigen

Und Pause zwischen den Gästen

Die Bauernrosen

Reclam meets Journaling

Aus meiner üppigen Reclam-Hefte-Sammlung stelle ich jeder Teilnehmerin am Tag des Offenen Ateliers (09.Mai 18-21 Uhr) ein Heft zur Verfügung, welches wir gemeinsam als Journal-Tagebuch umgestalten werden. Erlaubt ist dabei alles, was Freude bereitet, dem Ausdruck dient und gefällt!

Collagieren, Kreatives Schreiben, Mask Taping oder unüberlegtes Kritzeln- wir transformieren von außen nach innen das Heft zu einem Kunstwerk…

Am Ende halten die Teilnehmerinnen ihr eigenes Tagebuch in praktischer Größe in den Händen und kann beliebig weiter genutzt werden- vielleicht bei einer der nächsten längeren U-Bahn Fahrten durch Berlin…

Fun Fact zum Schluß…

‚ICKE‘ is eene waschechte Berlinerin- so wie ick ooch…

In den 1930er Jahren setzt die BVG ihre ersten U-Bahnen in Berlin ein.

Damals noch in ‚Ockergelb‘ oder auch liebevoll genanntem ‚Beamtengelb‘ und farblich in Raucher- und Nicht-Raucherwagen unterteilt, nimmt dienEntwicklung und der Ausbau des Netzes ordentlich an Fahrt auf, einem bleibt sie dabei allerdings bis heute treu:

Ihrer Farbe Gelb.                                                                                    

Nach der Wende wird die Farbe einheitlich noch nüchtern als RAL ‚Verkehrsgelb‘ betitelt aber schon bald hält der Rufname ‚Sonnengelb‘ Einzug und schmückt mittlerweile die gesamte BVG-Flotte bestehend aus Bussen, Trams und U-Bahnen. Die fröhlich leuchtende U-Bahn mit ihrem Spitznamen ‚ICKE‘ ist als Wahrzeichen unserer Stadt nicht mehr von den Werbeplakaten sowie aus den Hollywood-Filmen und Souvenirläden wegzudenken und lässt unser Berlin sogar an verregneten grauen ‚Kackbratzen-Tagen‘ ein bisschen heller erstrahlen!

Die Farbe soll laut BVG-Vorstandsvorsitzendem Henrik Falk für Klarheit, Orientierung und Herz sorgen. Da wir Berliner letzteres ja angeblich uffe Zunge tragn, gilt unbedingt zu beachtn:

      »Mit den Fahrrad nich innen erstn Wagn steign!«

Na denn: Herzlich Willkommen!

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